Paul Hofmann, Gründungsvorsitzender des SV Tübingen 1870 e.V., gehörte der Gruppe Studenten an, welche diesen Verein 1870 ins Leben riefen.

Die Festschrift zum 100 jährigen Bestehen des SV Tübingen 1870 e.V..

Als sich im 19. Jahrhundert die Schachspieler in Deutschland mehr und mehr organisierten, ging diese Welle auch nicht spurlos an Tübingen vorbei. Am 6. Mai 1870 wurde der „Akademische Schachverein Tübingen“ gegründet, der sich einerseits kaum von den anderen Burschenschaften unterschied, andererseits aber auch in der Restauration zum „Hades“ dem Schachspiel huldigte, dotierte Schachturniere austrug, Übungsabende abhielt und Korrespondenzpartien mit anderen akademischen Schachvereinen in Berlin, München und Gießen veranstaltete. Obwohl der Verein wenige Jahre später dem 1877 gegründeten „Allgemeinen Deutschen Schachbund“ beitrat (Vgl. DSZ 1879, 102), pflegten die Studenten in der Folgezeit das königliche Spiel in erster Linie unter sich, bis sich der Verein nach dem Ersten Weltkrieg, nunmehr als „Schachverein Tübingen” firmierend, der Tübinger Bürgerschaft öffnete und ab diesem Zeitpunkt allen Bevölkerungsschichten zugänglich war. In der Deutschen Schachzeitung und in den von 1907-1938 erschienenen Ranneforthschen Schachkalendern sich immer wieder Hinweise auf Tübinger Schachaktivitäten bis hin zu den jeweils aktuellen Spiellokalen (ab 1919 etwa der „Ritter“, ab 1925 die „Neckarmüllerei“ und in den 30er Jahren das „Café Spieß“) vermerkt. In den folgenden Jahrzehnten war der Verein mit seinen Mannschaften stets in den oberen Klassen des organisierten württembergischen Schachbetriebs vertreten, ohne dass jedoch ein Durchbruch zur absoluten Spitze gelang. Erst die historische Fusion im Mai 1978 mit dem im Jahre 1970 als Alternative und in Opposition zum alteingesessenen und inzwischen 100jährigen SV Rose gegründeten „Schachclubs Lange Peitsche Tübingen“ ermöglichte es, die Kräfte zu bündeln und in höhere schachliche Gefilde vorzudringen. Diese Bemühungen gipfelten im Jahr 1983 in dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die zweite Bundesliga, dem nach einem kurzen Rückschlag schon im Jahre 1994 der Aufstieg in die erste Bundesliga, der stärksten Schachliga der Welt, folgte und dem Verein nach Saisonende den größten Erfolg in seiner langjährigen Geschichte, den 5.-7. Rang unter den 16 Ligamannschaften, erbrachte. Leider konnte dieser Erfolg vor allem aus finanzi- ellen Gründen nicht lange behauptet werden, zumal der anfangs der 90er Jahre von opponierenden Mitgliedern neu gegründete und alsbald zu beachtlicher Stärke herangereifte „Schachverein Bebenhausen“ inzwischen zu einer echten Konkurrenz des Tübinger Traditionsschachvereins, des ältesten Vereins im Schachverband Württemberg, geworden ist. Heute spielt der „SV Tübingen“ mit seiner ersten Mannschaft in der höchsten württembergischen Liga.

 
Ein Ausschnitt aus:
ELINGER, HANS (2008): Ein Schachspaziergang durch die Jahrhunderte. Über die Rolle des Schachs in Geschichte und Gegenwart der schwäbischen Universität Tübingen. In: Schönle, Siegfried (Hrsg.) Vindobona 2008, p.178-186.