Unser Verein wurde am 06. Mai 1870 von 12 Studenten der Eberhardt-Karls-Universität Tübingen gegründet, die überwiegend Theologie studierten. Er ist der älteste Schachverein im Schachverband Württemberg und gehört zu den Gründervereinen des Deutschen Schachbundes.

Auszug aus der Festschrift zum 150. Jubiläum des Schachvereins Tübingen

(Grußwort von Herrn Universitätsrektor Prof. Dr. Bernd Engler)

Der Akademische Schachverein Tübingen 1877, Universitätsarchiv Tübingen S 19/69-2, Nr. 55 (Fotomontage wiederentdeckt von Frau Susanne Stoll)

Grußwort

Als vor 150 Jahren Studenten der Universität Tübingen den Akademischen Schachverein Tübingen gründeten, durften diese bereits auf eine lange Tradition des Schachspiels in unserer Stadt zurückblicken. Die archäologische Sammlung der Universität beherbergt einen antiken Springer arabischen Typs, der 1932 bei Grabungen im mittelalterlichen Stadtkern von Tübingen ans Tageslicht befördert wurde. Datiert auf das 11. oder 12. Jahrhundert, liefert die Figur einen Hinweis darauf, dass das Schachspiel nach dessen vermutlicher Ankunft in Europa bald auch in Tübingen sehr geschätzt wurde. Früh lässt sich auch eine Verbindung in den akademischen Bereich ziehen. So stammen zwei der frühesten gedruckten Schachbücher des deutschsprachigen Raums, wie bereits von Dr. Hans Ellinger in der Festschrift zum 125. Jubiläum des Schachvereins vermerkt, aus der Hand ehemaliger Studenten der Universität Tübingen: das sogenannte Schachzabelbuch von Dr. Jacob Mennel aus dem 16. Jahrhundert und das unter dem Pseudonym Gustavus Selenus verfasste Schachlehrbuch „Schach- oder Königs-Spiel“ des Alumnus und ehemaligen Rectors magnificentissimus, August des Jüngeren, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg aus dem 17. Jahrhundert.

Auf diese Tradition bauten die 12 Tübinger Studenten auf, als sie sich den damaligen Bestrebungen in Deutschland anschlossen und auch hier in Tübingen einen Schachverein gründeten. Das besondere Prestige des „Königs-Spiels“‚ des „Spiels des Schahs“ und damit im weiteren Sinne natürlich auch des Akademischen Schachvereins durften einige Mitglieder im Sommersemester 1889 indes ganz unmittelbar erleben, als ihnen die besondere Ehre zuteil wurde, am königlichen Gartenfest zur Feier des Königsjubiläums in Bebenhausen teilzunehmen. Dem begeisterten Semesterbericht zufolge wurde der Verein dort von seiner Majestät, König Karl von Württemberg, der wie viele andere Herrscher das Spiel ebenfalls gelernt hatte, höchstpersönlich begrüßt und „so ausgezeichnet mit trefflichem Bier und noch trefflicherem Wein regaliert, dass selbst Leute, die sonst den Ruf der Solidität besassen, sich in erheiternder Weise unsolid zeigten“.

Obwohl dieses außerordentliche Ereignis natürlich eine Ausnahme darstellte, liefern die regelmäßigen Semesterberichte doch einen interessanten Einblick in die sehr vielseitigen Aktivitäten des Akademischen Schachvereins. Seinem Zweck der „gründlichen Pflege des Schachspiels“ und des „gemütlichen Beisammenseins“ folgend, konnte der Verein neben regelmäßigen Schachabenden, Turnieren, Konventen und Generalversammlungen zudem ein reges Vereinsleben mit Stiftungsfesten, Ausflügen, Kegelabenden, „urfildelen“ Kneipen, Bierpauken und Gesangsvorträgen aufweisen. Gerade die Ausflüge in die Umgebung scheinen, wie ein Foto aus dem Universitätsarchiv zeigt, in einer Verschmelzung von Natur und Geist noch ganz im Zeichen der Romantik gerne auch mit der einen oder anderen Schachpartie verbunden gewesen zu sein.

Getreu seiner universitären Anfänge wünsche ich dem heute ältesten bestehenden Schachverein des Schachverbands Württemberg auch weiterhin ein produktives und anregendes Vereinsleben sowie gelungene Jubiläumsfeierlichkeiten.

Professor Dr. Bernd Engler

Rektor der Universität Tübingen

Lust auf mehr aus der Festschrift?

Hier geht es zum Onlineshop!

Jubiläums-Artikel im TAGBLATT Tübingen, erschienen am Freitag, den 15 Mai 2020

EHRENURKUNDE des Deutschen Schachbundes

Der Festakt des 150-jährigen Jubiläums des Schachvereins Tübingen 1870 e.V., welcher ursprünglich am 16.05.2020 ab 10:30 Uhr in der Alten Aula geplant war, muss auf Grund der aktuellen Sutuation leider auf einen noch unbekannten Termin verschoben werden.

Der Vorstand
Prof. Dr. Bernd Domres

“Ursprüngliche” Infomationen dazu: